Jung, vegan, angehende Ärztin. Dann kommt auch Yoga in Neles Leben dazu und bringt sie näher an sich selbst heran. Mit Yoga platzt auf einmal der Knoten und die junge Yogini legt endlich los: mit Singen, Tanzen und Musizieren. Nele gibt nun zu: Und es macht so viel Spaß. Wir sollen häufiger den Kopf ausschalten und einfach dem Herzen folgen. Wer ist Nele und was bedeutet ihr Yoga, erfährst du im Interview.
Wer ist Nele? Erzähl uns etwas über dich.
Ursprünglich komme ich aus einem kleineren Ort in der Nähe des Schwarzwalds. Für das Medizin-Studium bin ich nach Köln gekommen. Hier lebe ich auch schon seit ungefähr fünf Jahren. Das Studium ist oft sehr kopflastig und lernintensiv. Umso mehr genieße ich meine Hobbys. Ich bin viel in der Natur, lege mich in meine Hängematte im Stadtwald nach den Vorlesungen und fahre am Wochenende gerne mal raus zum Wandern oder Zelten mit Freund:innen.
Die Natur ist für Nele eine unfassbar gute Lehrerin.
Vergangenen Sommer habe ich einen Kräuterkurs gemacht und habe seither mit viel Freude immer mal wieder in den Kölner Parks Kräuter gesammelt und damit gekocht. Die Natur ist eine unfassbar gute Lehrerin für mich. Sie inspiriert mich, aus ihr schöpfe ich viel Kraft und Ruhe. So wie sich zum Beispiel die Jahreszeiten wechseln, so ändert sich auch mein Fokus in meiner Yogapraxis, je nachdem in welcher Phase des Lebens ich stehe. Mal ist Yoga bei mir kraftvoll und dynamisch, mal braucht mein Körper eher Ruhe und Entspannung. Dann ist meine Praxis etwas sanfter und langsamer. So hat jede Phase des Lebens seinen eigenen Zauber und seine ganz eigene Weisheit.
Außerdem liebe ich jede Art der Bewegung: von Funktionalem Training, über Musik laut aufzudrehen und zu Hause tanzen bis hin zu Rennrad fahren. Natürlich gehört auch eine regelmäßige Yoga-Praxis zu meinem Alltag. Als Medizin-Studentin interessiere ich mich sehr für den menschlichen Körper und unsere Psyche. Durch Yoga bekomme ich eine andere Perspektive darauf und lerne die Verbindung von Körper, Geist und Seele kennen.
Aber auch kreative Dinge tun mir zurzeit gut: zum Beispiel habe ich meine Liebe zum Zeichnen und Malen wieder entdeckt und habe angefangen, Gitarre zu lernen. Früher dachte ich, ich sei unmusikalisch. Aber durch Yoga habe ich gelernt, mutig zu sein, auch mal Sachen auszuprobieren, die ich vielleicht nicht von Anfang an gut kann. Etwas zu machen, einfach nur weil es Spaß macht, ganz egal, was dabei rumkommt. So war ich zum Beispiel oft mal mit Freund:innen bei Singabenden und Kirtans (Singen von Mantras), obwohl ich wirklich nicht besonders gut Töne treffen kann.
Wie bist du zum Yoga gekommen?
Während eines Surf- und Yoga-Retreats auf Sri Lanka 2019 hat mich eine Lehrerin so für Ashtanga begeistert, dass es bis heute meine Lieblingsrichtung bleibt. Als ich 2022 meine 200 Stunden Ashtanga-Yoga-Ausbildung in Spanien absolvierte, hatte ich auch dort das Glück, auf wunderbare Menschen zu treffen. Aktuell mache ich eine 300 Stunden Ausbildung bei Gregor Maehle und Monica Gauci, wobei ich dadurch noch tiefer in die Philosophie des Yoga sowie seine therapeutische Wirkung eintauche. Zwei unheimlich wichtige Aspekte, die mich auch als angehende Ärztin besonders faszinieren.
Ich hatte wirklich das große Glück, als junger Mensch schon früh auf ganz tolle Yoga-Lehrer:innen zu treffen. Durch sie habe ich einen undogmatischen Ansatz zum Ashtanga-Yoga kennengelernt. Sie haben mir außerdem gezeigt, dass Yoga einen philosophischen Hintergrund hat, der mindestens genauso wichtig ist wie die tägliche Praxis. Sie bildet das Fundament und begleitet mich, gibt mir eine Orientierung im Alltag und hilft mir, wenn es manchmal nicht so rund läuft.
Was begeistert dich für Ashtanga? Was für Yin-Yoga?
Typisch für Ashtanga sind Klarheit und Struktur durch die festgelegte Abfolge an Übungen. Dadurch habe ich gelernt, wie Yoga funktioniert. Es ist für mich wie eine Art Werkzeugkasten, mit all den Asanas, die ich über die Jahre lerne, mit Pranayama (Atemübungen) und Meditation. Ich kann ihn überall auf der Welt mitnehmen. Um zu praktizieren, brauche ich dann nur den Werkzeugkasten und meinen Körper.
Ich mag es sehr gern kraftvoll und dynamisch, übe mit viel Freude und auch Disziplin an herausfordernden Haltungen. Trotzdem bietet Ashtanga-Yoga auch viel Freiraum für sanftere Varianten. Gerade als Frau nehme ich meinen Körper und die Bedürfnisse in den verschiedenen Zyklusphasen bewusster wahr. Habe ich meine Periode oder eine Verletzung beispielsweise, dann passe ich meine persönliche Praxis daran an.
Auch das kraftvolle Ashtanga-Yoga lässt somit eine gewisse Weichheit zu. So habe ich etwa gelernt, sanfter mit mir umzugehen. Für mich ist Ashtanga-Yoga wie ein Spiegel für die Seele und funktioniert im stressigen Studium-Alltag oft als eine Art Bremse. Wenn ich auf der Matte bin, merke ich schnell, was mich beschäftigt. So lerne ich immer wieder aufs Neue in mich hineinzuspüren, sanfter zu mir zu sein und auf die Bedürfnisse meines Körpers zu hören.
Mein Herz schlägt einfach für das Ashtanga-Yoga. Wenn ich auf der Matte bin, dann fühlt es sich an, wie nach Hause kommen.
Yin-Yoga und Yoga Nidra bedeutet für mich hingegen tiefe Entspannung, Regeneration und Loslassen. Es bietet mir einen Kontrast zum hektischen Alltag und zum kraftvollen Ashtanga. Ich genieße aber die Kombination dieser Stile sehr.
Welche Rolle spielt Yoga in deinem Leben?
Eine große Rolle mittlerweile. Meine Yoga-Lehrerin hat mich davor gewarnt: „Yoga destroys your life“ hat sie immer gesagt. So dramatisch, wie es im ersten Moment klingt – tatsächlich hat Yoga mein Leben verändert. Und das war anfangs nicht immer leicht. Ich bin dadurch sensibler geworden, spüre klarer, was mir wirklich guttut und was nicht.
Manchmal bedeutet das auch, dass ich dadurch Entscheidungen treffen muss, die im ersten Moment unbequem sind. Es hat mich aber langfristig näher zu mir selbst gebracht, zu dem Menschen, der ich im Inneren bin. Ich habe Stück für Stück meine Prioritäten anders gesetzt, weg vom Funktionieren hin zu mehr Leichtigkeit und Lebensfreude.
Außerdem sind dabei tolle neue Freundschaften entstanden, die mich sehr glücklich machen. Auch beruflich haben sich für mich neue Perspektiven ergeben. Ich kann mir sehr gut vorstellen, Yoga und Medizin später einmal zu verbinden. Gleichzeitig schöpfe ich aus meiner Yogapraxis viel Kraft und Durchhaltevermögen für anstrengende Prüfungsphasen im Studium und den Mut, meine Träume umzusetzen.
Yoga hat Neles Leben verändert: weg vom Funktionieren hin zu mehr Leichtigkeit.
Worauf kommt es dir beim Yoga an? Was möchtest du den Teilnehmer:innen beim Shine! Yoga weitergeben?
Ich teile in meinem Unterricht das, was ich selbst auf der Matte erlebe und was mir selbst so viel bedeutet. Eine gewisse Leichtigkeit ist mir dabei wichtig, spielerisch zu bleiben und die Freude daran zu vermitteln, Neues auszuprobieren – auch wenn es vielleicht beim ersten Mal nicht direkt klappt. Für mich steht an erster Stelle, dass die Yogi:inis in Verbindung mit ihrem eigenen Körper kommen, selbst spüren, was ihnen guttut und wie weit sie in einer Haltung gehen können.
Mir liegt zudem der Austausch mit den Menschen sehr am Herzen. Es freut mich zum Beispiel total, wenn jemand nach dem Unterricht zu mir kommt und mir etwas erzählt oder noch eine Frage hat. Dabei entstehen oft sehr schöne Gespräche. So erfahre ich auch mehr über meine Schüler:innen, unsere gemeinsamen Stunden werden dadurch persönlicher. Außerdem lerne ich dabei selbst immer wieder dazu, denn ich bin stets Schülerin und Lehrerin zugleich. Es ist mir sehr wichtig, offenzubleiben für andere Ansätze und Ideen.
Da ich Wert auf eine präzise Ausrichtung (Alignment) und eine sichere Ausführung der Asanas lege, gebe ich auch gerne Adjustments (Anpassung der Asanas) und biete Alternativen an. Bei mir wird es im Unterricht schon auch kraftvoll und dynamisch. Aber ich schaue trotzdem ganz individuell, wer an dem Tag da ist und wie die Energie der Gruppe ist.
Worauf sollen sich Yogafans in deinem Unterricht bei Shine! Yoga einstellen?
Ich wähle oft ein bestimmtes Thema aus: zum Beispiel lege ich dann mal den Fokus auf die Ausrichtung einer bestimmten Asana-Gruppe oder spreche am Anfang über ein Thema der Yoga-Philosophie, um so den Teilnehmenden einen ganzheitlichen Ansatz von Yoga zu vermitteln.
Beim Yin-Yoga finde ich Stille sehr schön, bringe da aber auch sehr gern mal Klangschalen sowie -spiele oder Mantren mit ein. Oft starte ich mit einer Mediations- oder einer Pranayama-Übung. Egal, was ich anbiete, ich versuche, so individuell wie möglich zu unterrichten.
Gibt es noch etwas, was du unbedingt erzählen möchtest?
Ich sehe in Yoga vor allem die Chance, tiefe Verbundenheit zu spüren und präsent zu sein. In Verbindung zu kommen mit dem eigenen Körper, dem Geist und der Seele sowie auch mit anderen Lebewesen auf der Erde. Ich habe darin eine Philosophie gefunden, die mich immer wieder aufs Neue zutiefst berührt und inspiriert. Es sind Werte, die mich durch mein Leben begleiten und wonach ich mich immer wieder im Alltag orientiere.
Für mich ist es ein großes Privileg, dass ich Yoga praktizieren und an andere Menschen weitergeben darf. Ich bin unfassbar dankbar dafür. Ich freue mich auf die Zeit mit euch im Shine! Yoga.
Vielen Dank für das Interview!
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- samstags im Wechsel mit Conny: um 14.00 Uhr Yoga I und um 15.45 Uhr Yoga Nidra
- sonntags: 17.00 Uhr Yoga I